Erichs Geschichte mit Eptinger: Ferienjob vor 60 Jahren
Im Rahmen unseres Doppel-Jubiläumsjahres haben wir euch nach euren Erfahrungen mit Pepita (75. Jubiläum) und Eptinger (125. Jubiläum) gefragt. Zahlreiche Geschichten sind bei uns eingegangen. Erich E. erzählt über seinen Ferienjob bei Eptinger vor 60 Jahren:
« In Sissach kann man bei der «Mineralquelle Eptingen» in den Sommerferien Geld verdienen! Schliesslich wird im Sommer viel getrunken, also gibt es auch viel Arbeit. Woher ich die Information hatte, weiss ich nicht mehr…
Ich melde mich an, denn als junger Student am Lehrerseminar in Schiers ist mir ein Zusatztaschengeld mehr als willkommen. Ich habe Glück. Für zwei Wochen werde ich eingestellt. Was zu tun sei, würde mir am ersten Arbeitstag erklärt, heisst es. So warte ich voller Spannung wie abgemacht an einem Montag im Juli 1963 um 7.30 Uhr vor dem Lagerraum an der Hauptstrasse 16 in Sissach, dort wo heute die Firma Keramik und Stein einquartiert ist.
Pünktlich erscheint ein Arbeiter und führt mich in den angenehm kühlen Lagerraum, in den nur spärliches Licht eindringt. Überall stapeln sich Harassen mit leeren Flaschen. Dass eine Flasche Eptinger und eine Flasche Pepita nicht gleich viel Inhalt haben, ist mir neu. Ein Glück - sonst gäbe es auch keine Arbeit für mich…
"Irgendwo zwischen Harassenstapeln sitze ich dann mit einer Literflasche Pepita und esse mein Butterbrot.”
Pepita und andere Süssgetränke werden in Literflaschen abgefüllt. Die Flaschen für das Eptinger Mineralwasser sind ein wenig kleiner und fassen 9 dl. Meine Arbeit besteht nun darin, das Leergut zu sortieren. Denn in den zurückgebrachten Harassen aus Verkaufsläden, von Festen, Anlässen oder auch von Privatpersonen stehen meistens 9dl - Flaschen und Literflaschen gemischt durcheinander. Die Arbeit geht nie aus. Immer wieder wird Leergut herangekarrt und die sortierten Harassen werden mitgenommen und zur Waschanlage geführt.
Am Vormittag und am Nachmittag darf ich je eine Viertelstunde Pause machen – irgendwo zwischen Harassenstapeln sitze ich dann mit einer Literflasche Pepita und esse mein Butterbrot. Trotz Pausen und Gratis-Pepitagenuss freue ich mich nach 9 Stunden Sortierarbeit jeweils auf den Feierabend.
An einem Tag kann ich die Sortierarbeit ruhen lassen. Gleich zu Arbeitsbeginn darf ich die Strassenseite wechseln – in die Abfüllhalle. Lange staunen und zuschauen, wie die verschiedenen Anlagen funktionieren, kann ich nicht. In Stosszeiten braucht es zusätzliche Hände, denn ganz vollautomatisiert sind die Anlagen noch nicht.
“Ich darf mich bedienen mit Pepita, Toco oder Sissa. Für mich ist das beinah paradiesisch.”
Meine Arbeit muss mir nicht erklärt werden. Sofort sehe ich, was zu tun ist: Die abgefüllten und verschlossenen 3-dl Fläschchen Pepita wandern auf einem Fliessband dicht aneinander gereiht mit ansehnlicher Geschwindigkeit auf ihre Endstation zu; einen sich drehenden runden Metalltisch von 1 ½ m Durchmesser mit ca. 3 cm hohem Seitenrand. Nun gilt es die Fläschchen zu packen und in die bereit gestellten Kistchen zu stellen. Das Tempo des Fliessbands gibt das Arbeitstempo vor. Arbeite ich zu langsam, stauen sich immer mehr Fläschchen auf dem Drehtisch. Aber mit ein wenig Training schaffe ich es, mit einem Handgriff gleich zwei Fläschchen zu packen und ins Kistchen zu stellen – mit zwei Händen also vier Fläschchen. Ein Stapel voller Kistchen wird jeweils rasch mit einem Gabelstapler weggeführt.
Auch bei dieser Arbeit gibt es Pausen und ich darf mich bedienen mit Pepita, Toco oder Sissa – es spielt keine Rolle. Für mich ist das beinah paradiesisch. Denn nur ganz selten, z.B. beim Besuch der Wittinsburger Flugtage, durfte früher jedes von uns vier Kindern ein Fläschli Pepita, Toco oder Sissa für sich ganz alleine bestellen.
Ich arbeitete gerne in der «Eptiger» - und dann gab es ja noch den wohlverdienten Lohn. Soweit ich mich erinnern kann, lag der Stundenlohn zwischen 2 und 3 Franken. Dies war ein Ansatz, der sich im Vergleich mit heute sehr wohl messen konnte. »
Vielen Dank für deine Geschichte!